Dienstag, 27. Juli 2010

"Die Zauberflöte" auf den Greifensteinen


Mit der Premiere vom 24. Juli kehrt die Oper zurück auf die Greifensteine: trotz Kälte und dunklen Wolken kamen über 700 Neugierige, Mozarts Meisterwerk in dieser wunderschönen Umgebung zu genießen. Sie wurden nicht enttäuscht: wunderschöne Bilder, großartige Musik, beeindruckender Gesang und Natur harmonierten aufs Beste.



Es war ein großer Kraftakt für unser Haus: die Sänger mußten sich an das Orchesterplayback gewöhnen, die Wege waren um ein vielfaches länger als im Haus, die Aufgaben für die Tontechnik und die Beleuchtung wuchsen ebenfalls um ein Vielfaches. Aber es hat sich gelohnt: das Stück erhält auf dieser Bühne eine ganz andere Dimension, wird durch die verschiedenen Spielorte viel klarer - und sieht einfach wunderbar aus!

Große Leistung der Sängerdarsteller: Elena Fink gab eine beeindruckende Königin der Nacht, schmetterte atemberaubend ihre Koloraturen, Marita Posselt rührte als Pamina, Frank Unger beeindruckte als Tamino, die wunderbare Bassstimme von Laszlo Varga kam zum Tragen, Michael Junge erspielte sich als Papageno die Herzen der Zuschauer, die 3 Damen (Bettina Grothkopf, Bettina Corthy-Hildebrandt, Tatjana Conrad) intrigierten herrlich gegen Sarastros Pläne und schließlich waren die 3 Knaben durch ihren stimmlichen Wohlklang gute Führer durch die Geschichte.

Tontechnisch war es eine große Herausforderung: bedeutete es, genau die Tempi der Stücke zu treffen und mit dem Orchester so aufzunehmen, daß die Sänger größtmöglichste Freiräume hatten. Besonders knifflig: die Sprecherszene...



Besetzungszettel    Kritik der "Freien Presse" vom 26.10.2010    mehr Bilder

Ouvertüre, gespielt von unserem Orchester



Zuruf an den Kritiker: 
Natürlich geht die Subtilität eines Opernhauses auf einer Freilichtbühne verloren; das dürfte aber bei jeder Open-Air-Veranstaltung ähnlich sein. Frage: hat man wirklich etwas vom Live-Orchester, wenn es wie z.B. in Bregenz überhaupt nicht sichtbar ist? Ich habe mehrere Freiluftveranstaltungen besucht und selber bei den Domstufen-Festspielen in Erfurt mitgearbeitet: es ist unglaublich aufwändig und schwer, ein Orchester und einen Chor adäquat akustisch zu übertragen - wir sind ein kleines Haus mit einem entsprechenden Etat und wenigen Mitarbeitern - ich glaube nicht, daß wir dazu in der Lage wären. Abgesehen davon haben wir nicht die Logistik, ein Live-Orchester bei so einer Produktion spielen zu lassen: das würde ein großes Orchesterzelt bedeuten, das geheizt werden müßte (Sie kennen die Wettersituation auf den Steinen). Und ein großes finanzielles Risiko...

Ist es wirklich so schlimm, eine gute Orchester-u.-Choraufnahme, bei der viele Probleme im Vorfeld ausgeräumt wurden, dafür einzusetzen? Wie war das doch bei Opernfilmen? Die Kraft der Bilder, die Geschichte, die klar erzählt werden kann? Und stellt sich die Faszination der Musik - gesungen von unseren Protagonisten - nicht doch ein? Ich glaube, daß wir mit dieser Lösung eine passende und funktionierende Form für die Greifensteine gefunden haben und möchte dazu ermuntern, die Sache etwas unkonventioneller zu betrachten. Ich konnte es sehr genießen, wie die Familie, die zur Premiere hinter mir saß, von diesem Stück verzaubert wurde - und das soll doch der Hauptzweck sein...