Montag, 24. Oktober 2016

Kammermusik im Erzhammer

Auch in dieser Saison gibt es wieder Konzerte für Freunde der Kammermusik im Erzhammer; ein Schwerpunkt bildet dabei die Musik unserer tschechischen Nachbarn.

- am 16. November spielt das Saxonia Piano Trio Schuberts Klaviertrio B-Dur op.99 und Smetanas Klaviertrio g-Moll op.15

- am 22. Februar 2017 wird das Konzert "Böhmische Meister", das letzte Saison wegen Krankheit entfallen war, nachgeholt: Andreas Pöche, Hornist des Leipziger Gewandhausorchesters, musiziert gemeinsam mit Annaberger Musikern Reichas Hornquintett E-Dur op.106, außerdem erklingt Dvoraks Klavierquintett A-Dur op.81

- am 22. März 2017 singen Therese Fauser und Jason-Nandor Tomory vom Winterstein-Theater Lieder von Schumann, Grieg, Brahms und Wolf; unter dem Titel "Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn" gestalten die Künstler einen romantischen Liederabend

- am 26. April 2017 spielt das Robert-Schumann-Quartett Chemnitz Schuberts Quartettsatz c-Moll D.703, Beethovens Streichquartett F-Dur op.135 und Janaceks Streichquartett Nr. 2 "Intime Briefe"

Die Konzerte beginnen jeweils 19.30 Uhr.


Sonntag, 9. Oktober 2016

Die andere Seite des Erzgebirges

Flucht und Vertreibung - ein Thema, das in unserer Gesellschaft und Zeit allgegenwärtig ist. Daß es auch verstörende Geschichten darüber im Erzgebirge gibt, wissen wohl die wenigsten: das ist ein Thema, über das in meiner Schulzeit nicht gesprochen wurde. Dabei läßt sich die Geschichte gleich hinter der Grenze "erfahren": es reicht eine (Auto-oder Fahrrad-)Fahrt von Vejprty (Weipert) Richtung Chomutov (Komotau).



 Zunächst kommt man an den Preßnitz-Stausee am Fuße des Haßbergs. Auf einer großen Tafel findet man die Baugeschichte der Anlage, als Fußnote den Hinweis auf die ehemalige Freie Bergstadt Preßnitz, die plattgemacht wurde, als der Stausee angelegt wurde. Eine Stadt mit einer bedeutenden - auch musikalischen - Geschichte... (lesenswert: Guntram Vesper: "Frohburg", er erzählt auch über die Preßnitzer Harfenspielerinnen.)













Noch gespenstischer wird es, wenn man weiterfährt: nur noch ein Bahnhäuschen am Haltepunkt Rusova erinnert an Reischdorf. Ein Ort, der völlig ausradiert wurde. Bei weiterer Recherche stößt man auf das Thema Vertreibung der Sudetendeutschen 1946 als Folge der Benes-Dekrete, 3,5 Millionen Deutsche sollen demnach nach dem 2. Weltkrieg die Gegend verlassen haben, ausgesiedelt worden sein; Spuren dieser Aktion findet man in allen Orten auf der tschechischen Seite des Erzgebirges: Städte und Dörfer, die große Teile ihrer Bevölkerung verloren haben und von deren Glanz wenig übrig ist.


Ein Stück weiter kommt man zum "Dom des Erzgebirges": in Vysluni (Sonnenberg) steht eine Kirche, die schon von weitem völlig überdimensioniert für diesen Ort wirkt. Im Innern der Ruine findet man eine sehenswerte Ausstellung zur Geschichte dieses Ortes - ein ehrenwerter Versuch, sich der ganzen Geschichte zu stellen, zu erinnern.

Was auffällt, daß auf offiziellen Homepages solcher Orte wie Chomutov wenig zur Geschichte der Deutschen, die diesen Ort maßgeblich geformt haben, steht - nachwievor ist das Thema mehr oder weniger verdrängt, eine echte Aufarbeitung und Anerkennung von Unrecht eher der Ausnahmefall. 

Offensichtlich gibt es hier noch einiges genau zu erforschen und zu benennen - wichtig ist die Kenntnis dieser Vorgänge und deren Ursachen - gegen das Vergessen und Verdrängen!