Freitag, 20. Januar 2017

Und die Musi spielt dazu

Bernhard Grun schreibt in seiner Kulturgeschichte der Operette über den Komponisten: "Waren Dostals Operetten aber immerhin kunstgerecht und technisch sauber gearbeitet, so ließen die Fred Raymonds (1900-1954) jedes höhere kompositorische Können vermissen....Unoriginalität, die Anwendung verbrauchter Klischees und Requisiten, das dreiste Kopieren des hundertmal Dagewesenen und tausendmal Abgelehnten waren zum Prinzip erhoben worden. Die "Etwas-Ähnliches"-Richtung hatte den Endsieg davongetragen."

Starke Worte - und dennoch nicht aus der Luft gegriffen. Das Werk (Uraufführung 1938) hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck: man wandelt ständig auf den Spuren des "Weißen Rößls", das während der NS-Zeit nicht gespielt werden durfte; enge Parallelen gibt es bei den Rollenklischees und den musikalischen Formen. Paul Abraham läßt musikalisch grüßen (z.B. "Reich mir die Hände" - ein English Waltz, der sehr an "Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände" erinnert). Auch das "Schwarzwaldmädel" Leon Jessels stand bei einigen Figuren Pate: Knopp ähnelt doch sehr dem Berliner, den es in die Berge verschlägt, Frank Rex dem Hans, der vor einer ihm nachstellenden Frau flieht.

Trotzdem wird die Musik über weite Teile zum Ohrwurm, vermutlich, weil sie so einfach gestrickt und eingängig ist. Und man muß anerkennen, daß z. B. das "How do you do" eine wirkungsvolle Vorlage für  spätere Swingfassungen wurde, "Der Großpapa von Großmama" eine zündende Musiknummer ist, der Walzer "Salzburger Nockerln" Schwung hat. Man wird sicher das Haus mit guter Laune verlassen, - zumal wir (Regisseur Urs Alexander Schleiff, Choreografin Kirsten Hocke und Bühnenbildnerin Marlit Mosler) uns große Mühe gegeben haben, das Stück zu straffen, zu verdichten und von zuviel Süße (Kitsch) zu befreien - sich fragend, ob es in unserer Zeit wirklich keine anderen Sorgen gibt.

Unbeschwerte Unterhaltung? Nicht ganz...

[update] Ich habe heute einen unglaublich erhellenden Artikel von Stefan Schmidl aus Wien im Netz zum Thema gefunden - das Kapitel wird immer dunkler...

Bernhard Doppler hat einen Bericht über "Operette unterm Hakenkreuz" bei MDR Kultur im Opernmagazin vom 21.1.2017 gemacht - hier nachzuhören

Montag, 9. Januar 2017

Erzgebirge Schlußlicht bei Durchschnittseinkommen in Deutschland

Nun steht es schwarz auf weiß auf dem Papier: der Erzgebirgskreis ist mit einem monatlichen Brutto-Durchschnittseinkommen von 2036 € die ärmste Region Deutschlands - gegenüber 4610 € in Wolfsburg (siehe Focus), der bundesweite Schnitt beträgt 3084 €. Da ist die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West doch ziemlich weit entfernt. 

Natürlich merken wir das auch im Theater: Lohnverzicht durch Haustarifvertrag - seit mehr als 10 Jahren! - und kein Ende in Sicht. Von einer ausreichenden finanziellen Ausstattung - um normal zu arbeiten - sind wir auch sehr weit entfernt....