Dramatisches und persönliches Zeitzeugnis des Sommers 1989: Mitauslöser für die Wende war die Flucht vieler DDR-Bürger über die durchlässig gewordene Grenze in den Westen. Ich hatte gerade meine erste Spielzeit am Theater Erfurt erfolgreich gemeistert und ein Jahr Dirigierunterricht bei meinem GMD Prof. Ude Nissen hinter mir, als ich am 1. Oktober folgende Karte bekam:
Wie ich erfuhr, hatte die Familie einen Ausreiseantrang gestellt und Prof. Nissen wurde von einer Stunde zur anderen unerwünschte Person im Erfurter Theater und erhielt Hausverbot. Das Schicksals der Nissens habe ich weiterverfolgt; nach der Wende im nächsten Jahr kam Prof. Nissen wieder zu einem Gastspiel nach Erfurt zurück, auch privat haben wir weiter Kontakt gehalten. Ihm verdanke ich meinen Dirigentenberuf, er vermittelte einen hohen künstlerischen Anspruch, dem ich versuche, bis heute treu zu bleiben; er war mir ein großes Vorbild. Und nur wenige Dirigenten habe ich kennengelernt, die diesen Beruf so seriös, mit großem Können und mit soviel Herzblut und Menschlichkeit ausgeübt haben.
Es war unglaublich bewegend für mich, die Stationen der Flucht der Kinder nachzulesen und an ihrem persönlichen Schicksal teilzuhaben.
1 Kommentar:
Hallo lieber Herr Klug,
unglaublich aufgewühlt gerade in diesem Moment habe ich durch einen großen Zufall Ihren Blog gefunden - über das Bild und die Handschrift meines Vaters.
Die Worte, die Sie für ihn als Dirigenten und Person fanden, haben mich sher gerührt und glücklich gemacht.
Wie geht es Ihnen?
Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Herzliche Grüße
Constanze Mathes, vorher Nissen
Kommentar veröffentlichen